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13.12.2024
Bildtafel 349: Aut Ordo 3, fol 5 (3. Ordnung des Herbstes)

Nicht nur durch ihre Giftigkeit fiel die Herbstzeitlose (349, IIII u. V; 350, II-V; 351, I-VI; 352, II u. III; 353, II u. III) auf, auch die späte Blütezeit des Zwiebelgewächses schien den Menschen früherer Zeiten ungewöhnlich. Der Eindruck, die Pflanze halte sich nicht an die üblichen Zeiten, sei also zeitlos, wurde auch noch dadurch verstärkt, daß die auffällige Frucht im Frühjahr erscheint, die Blüte aber im Herbst und deshalb die Reihenfolge beider Reifestadien vermeintlich vertauscht war.
Wegen des ähnlichen Aussehens finden sich auch der im Mittelmeergebit einheimische Herbst-Goldbecher (349, I u. VI), ein Amaryllisgewächs, und der Echte Safran (349, III). Herbst-Blaustern (349, II) und Herbst-Knotenblume (350, I) unterscheiden sich zwar im Aussehen, sind hier aber im Zusammenhang mit den anderen Spätblühern als herbstliches Gegenstück zu deren ebenfalls zusammen aufgeführten Frühlingsformen zu verstehen.
Die Kanarenflora nimmt in der Botanik eine Sonderstellung ein, da sich hier zahlreiche Endemiten finden, also Pflanzen, die entwicklungsgeschichtlich bedingt nur noch hier wild vorkommen. Hierzu gehört auch die Baumartige kanarische Hauswurz (352, I) aus der Familie der Dickblattgewächse, von der heute noch u.a. eine Form mit schwarzen Blättern verfügbar ist.
Der Christusdorn (353, I) gehört zu den Kreuzdorngewächsen und findet sich im Mittelmeergebiet ist aber auch bis nach Zentralasien vertreten. Da er auch in der Gegend von Jerusalem vorkommt, wird spekuliert, ob die Dornenkrone Jesu aus diesen Zweigen gebunden wurde, deren Nebenblätter zu spitzen Dornen umgebildet sind.

(Werner Dressendörfer: "Die Pflanzen des Hortus Eystettensis. Ein botanischer und kulturhistorischer Spaziergang durch das Gartenjahr." In: Hortus Eystettensis. Commentarium. A cura di Klaus Walter Littger u.a. Sansepolcro: Aboca, 2006, S. 58-274)
Mit freundlicher Genehmigung von Aboca Museum